Hände, die auf einer Laptop-Tastatur tippen.
19. Oktober 2022

Welche Glücksspiele sind am gefährlichsten?

Kann Glücksspiel gefährlich werden? Und falls ja, gibt es bestimmte Glücksspiele mit besonders hohen Suchtpotenzial? Das Wissenschaftliche Forum Glücksspiel stellte in einer Studie fest, dass Onlinespiele, Sportwetten, aber auch Spielautomaten das höchste Suchtpotenzial bergen. Dabei sind Onlinespiele aufgrund des größeren Suchtpotenzials gefährlicher als konventionelle Glücksspiele.

Gefahrenpotenzial erkennbar

Laut Studien ist am Online-Markt die stärkste Zunahme an Spielsuchterkrankungen erkennbar. Im Gegensatz zu anderen Verhaltenssüchten ist das pathologische, zwanghafte Glücksspiel mittlerweile als eigenständige psychische Erkrankung im internationalen Krankheitsklassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannt. Auch der Europäische Gerichtshof hat bereits zum Ausdruck gebracht, dass von Onlineglücksspielen ein großes Gefahrenpotenzial ausgeht.

Die drei gefährlichsten Glücksspiele

1. Online-Poker

In Deutschland ist das Online-Pokern um Geld verboten. Und das betrifft nicht nur den Anbieter, auch für die Spieler ist das strafbarViele Anbieter locken mit Testspielen und Spielgeld. Von dort aus kommt man leicht auf die harten Seiten, wo mit echtem Geld gezockt wird. Es wird in einer Spielergemeinschaft gespielt und sich gegenseitig das Geld aus der Tasche gezogen, hinzu kommen die immer wieder anfallenden Provisionen des Anbieters. Unterm Strich verliert die Mehrheit der Spieler ihr Geld. Durch die Möglichkeit der Bezahlung mit Kreditkarte oder per Lastschriftverfahren werden finanzielle Verluste ausgeblendet. Außerdem ist problematisch, dass das Spiel immer und überall auf digitalen Geräten zur Verfügung steht.

2. Sportwetten

Die Buchmacher der Wettbüros bei Online-Wetten wählen aus, auf welche Ereignisse gewettet werden kann, und legen eine Quote hierfür fest. Im Vergleich zum Lotto klingen die Quoten gut. Aber auch bei einer Chance von 1:4 kann man viel verlieren. Zudem gibt es zahlreiche private Experten, die sich ihrer Tipps ganz sicher sind. Doch das Insider- oder Hintergrundwissen wird häufig überschätzt. 

3. Der einarmige Bandit

Häufig arbeiten die Automatenhersteller mit perfiden Tricks. Spieler*innen merkt oft gar nicht, wie viel Geld sie gerade in den Sand setzen! An vielen Geräten wird der Einsatz gleich in ein Punktesystem umgerechnet. So soll der Verlust für Spieler*innen verschleiert werden.
Um Automatenspielenden eine Scheinsicherheit vorzugaukeln, dass auch hin und wieder Gewinne eingestrichen werden können, schüttet der Automat unregelmäßig eine kleine Summe aus.

Welche Glücksspiele können süchtig machen?

Der Weg in die Abhängigkeit verläuft meist schleichend, es wird zunehmend häufiger und mit höheren Einsätzen gespielt, die Kontrolle geht verloren. Es gibt dabei verschiedene Faktoren, die eine Abhängigkeit fördern können:

    • Je mehr Glücksspielangebote es gibt und je leichter sie verfügbar sind, desto höher die Nachfrage, aber auch das Auftreten problematischen Spielverhaltens.

    • Ein entscheidender Faktor ist auch eine rasche Spielabfolge/hohe Ereignisfrequenz. Je höher die Ereignisfrequenz, d.h. je schneller man mit einem neuen Spiel beginnen kann, desto größer das Suchtpotenzial, wie z.B. bei Automatenspielen.

    • Ist die Zeitspanne zwischen Einsatz und Spielergebnis und Gewinnauszahlung sehr kurz, steigt das Suchtpotenzial ebenfalls.

    • Bei rein zufallsbasierten Glücksspielen wird eine Einflussnahme nur suggeriert, bei einigen Spielformen, wie z.B. Poker, können bestimmte Kompetenzen die Gewinnchancen tatsächlich erhöhen, allerdings nur minimal, und diese Möglichkeit steigert das Gefährdungspotenzial.

    • Fast-Gewinne, wie z.B. 5 statt der nötigen 6 Gewinnsymbole beim Automatenspiel fördern das Weiterspielen, weil man glaubt, der Gewinn sei greifbar nahe. In computergesteuerten Programmabläufen von Geldspielautomaten sind solche Fast-Gewinne auch überzufällig häufig anzutreffen.

    • Je größer die Vielfalt an Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten, desto gefährlicher, weil beispielsweise Verluste durch die Erhöhung des Einsatzes auszugleichen versucht werden und über größere Geldeinsätze Effekte im Sinne einer Dosissteigerung erreicht werden können.

    • Einen besonderen Anreiz haben Glücksspiele, bei denen reelle Gewinnchancen angenommen werden und die Höhe möglicher Gewinne attraktiv ist.

    • Kleine Einsatzeinheiten (Spielautomaten), Verwendung von Jetons (Roulette), virtuelle Einsätze per Kreditkarte (Glücksspiele im Internet) verschleiern die finanzielle Relevanz, beeinträchtigen das Urteilsvermögen und senken die Hemmschwelle zur Teilnahme, Verluste werden geringer eingeschätzt, und es wird risikoreicher gespielt.

Auch bei Automatenspielen ist Vorsicht geboten

Bei der Bewertung des Gefahrenpotenzials von Glücksspielen sind immer alle hier genannten Faktoren und ihr Einfluss auf das Erleben und Verhalten zu berücksichtigen.
Auch wenn Geldspielautomaten einen recht harmlosen Eindruck machen, führt das Spielen am Automaten bei vielen zur Sucht. Allerdings ist auch bei Sportwetten und Casinospielen von einem sehr hohen Suchtpotenzial auszugehen.
Die Erkenntnisse zum Suchtpotenzial von Geldspielautomaten, Sportwetten und Casinospielen werden durch aktuelle bevölkerungsrepräsentative Studien ebenso gestützt wie durch Erfahrungen in der Behandlung von Glücksspielsucht. Sportwetten, insbesondere Sportwetten im Internet, werden ebenfalls vergleichsweise häufig mit Problemen in Verbindung gebracht.

Wenn Lotterien problematisch werden

Das Gefährdungspotenzial von Lotto bzw. Lotterien ist im Vergleich hierzu eher gering (ausgenommen Systemspiele). Zwar ist ein geringer Anteil der Lottospielenden als glücksspielsüchtig zu bezeichnen. Diese spielen Lotto jedoch oftmals zusammen mit riskanten Glücksspielen, sodass wahrscheinlich nicht Lotto das problemverursachende Spiel ist. Vermutlich spielen sie Lotto, da sie hoffen, durch einen Lottogewinn wieder aus den Schulden herauszukommen, die sie durch die Teilnahme an anderen Glücksspielen angehäuft haben.

Hier hört der Spaß auf

Das Spiel mit dem Glück ist für viele Menschen ein unterhaltsames und spannendes Freizeitvergnügen. Doch wenn der Zeitvertreib zum Zwang wird, hört der Spaß auf. Jeder kann an den nachfolgenden Aussagen sein Verhältnis zum Glücksspiel ehrlich überprüfen. Testen Sie sich selbst im Selbsttest unter https://spielbankensachsen.de/spielerschutz/

Sind Sie suchtgefährdet oder haben Probleme mit Glücksspiel? Beratung und Hilfe bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter https://www.check-dein-spiel.de/

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